Dass man sich in Australien befindet, weiß man, wenn selbst aus dem Kaltwasserhahn warmes Wasser kommt.Außerdem muss man jederzeit auf giftige Tiere gefasst sein. So fotografiere ich die tot geglaubte Schlange im Waschraum in Kulgera. Kurz darauf fragt mich die Putzfrau, ob ich denn die lebende (!) Schlange gesehen hätte. Sie hat diese sicherheitshalber mal entfernen lassen, da sie nicht genau weiß, ob sie gefährlich ist…
Dem Tod von der Schippe gesprungen, fahren wir auf den Stuart Highway und biegen dann Richtung Yulara ab. Das Northern Territory ist für uns der erste Bundesstaat, in dem die Geschwindigkeit nicht auf 110 sondern 130 km/h begrenzt ist. Außerdem sind wir mal wieder in einer neuen Zeitzone unterwegs und so gewannen wir eine Stunde für diesen Tag.
Im Reiseführer haben wir bereits über Mount Conner gelesen und so tappen wir nicht in die Touristenfalle ihn mit dem Uluru (die Betonung liegt auf der letzten Silbe) zu verwechseln. Nach einem kurzen Stopp geht es weiter und ich bin voller Vorfreude.
Um gute und teilweise kostenlose Campingplätze zu finden, haben wir neben dem Spiralbuch Camps 8 auch die App WikiCamps, welche uns heute Nacht zu einem entlegenen Platz mit Aussicht auf den Uluru führen soll. Damit wir nicht im Dunkeln den Weg durch den Sand suchen müssen, schauen wir ihn uns an und der Ausblick ist tatsächlich genial.
Wieder zurück auf der befestigten Straße fahren wir zum Eingang des Nationalparks. Das gekaufte Ticket erlaubt uns an drei aufeinanderfolgenden Tagen den Eintritt. Zunächst schauen wir uns das Museum an und erfahren viel über die Aborigines, ihre Kultur und die Beziehung zu dem heiligen Berg. So erhalten sie erst 1949 die australische Staatsbürgerschaft, es gibt weiterhin viele Proteste und von einer vollständigen Integration kann man bis heute nicht sprechen. Im Jahre 1985 bekommen die Anangu (lokale Aborigines) eine Eigentumsurkunde für den Uluru-Kata-Tjuta-Nationalpark. Wenig später wird ein Pachtvertrag für 99 Jahre mit dem „Australian Parks and Wildlife Service“ abgeschlossen…
Die ganzen Informationen gilt es nun zu verdauen und so entscheiden wir uns, zunächst um den Berg zu fahren und ein paar kleine Stopps zu machen.
Da der Berg eine wichtige Rolle bei den Traumzeit-Erzählungen spielt, wird darum gebeten, ihn aus Respekt nicht zu besteigen. Dieser fehlt jedoch einigen Menschen und somit ist eine Stelle bei bestimmten Wetterbedingungen für die Begehung freigegeben.
Dank des einsetzenden Regens treten wir den Rückweg an und genießen für den heutigen Tag noch einmal den Ausblick.
Da es sich einregnet, planen wir mal wieder um und schlafen die Nacht in einem total überteuerten Hostelzimmer in dem Ort Yulara.
Am Morgen müssen wir das Zelt nicht abbauen und deshalb fällt das Aufstehen für den Sonnenaufgang nicht ganz so schwer. Bei aller Begeisterung für den Uluru sollte man jedoch nicht die ebenfalls im Nationalpark gelegenen Kata Tjuta (Olgas) vergessen.
Nach dem Frühstück sind wir bereit für den 10,5 km langen Base Walk um den Uluru. Die verschiedenen Strukturen des Gesteins sind faszinierend.
An jedem Ort gibt es eine Erklärung, was in der Traumzeit hier passiert ist und welchen spirituellen Hintergrund es gibt. Realität sind jedoch die zahlreichen Touristen.
Die Wanderung verlangt mir einiges ab. Da die Fliegen sehr lästig sind, trage ich das Fliegennetz. Das verhindert jedoch die Luftzirkulation und lässt es noch wärmer anfühlen. Mein Wohlfühlbereich von 20-25°C ist hier definitiv weit überschritten.
Nachdem wir die Mittagszeit im Schatten verbracht haben, machten wir uns auf den Weg zu den 36 Bergen in Kata Tjuta.
Dank der immer noch hohen Temperatur und der fortgeschrittenen Stunde entschieden wir uns für eine kurze Wanderung, die trotzdem viel Schönes bereit hielt.
Die Struktur des Gesteins sieht anders aus und besonders bei tieferstehender Sonne wird das Rot noch intensiver.
Wir hatten bisher schon tolle Plätze zum Abendessen, dieser zählt mit dem Sonnenuntergang jedoch zu meinen Favoriten.
Das Wetter am heutigen Tag ist besser und so entscheiden wir uns das Zelt auf der Sanddüne aufzubauen. Besser heißt allerdings nicht gut. Gefühlt haben wir Windstärke 10 und lediglich Matthias ist optimistisch, dass wir das Zelt aufgebaut bekommen. Mit vereinten Kräften und unserer Klappschaufel gelingt es uns den Anschein einer funktionstüchtigen Unterkunft zu errichten. Nachdem auch die Außenhaut drauf ist, mache ich mich daran das Innere von dem feinen roten Sand zu befreien. Das gelingt mir allerdings erst, nachdem wir auch die Fenster mit Sicherheitsnadeln feststecken.
Ein kurzer Regenschauer überrascht uns noch, danach ist der Himmel frei zum Sterne gucken.
Mitten im Tiefschlaf werde ich am nächsten Morgen für den Sonnenaufgang geweckt. Gut, dass man auf dem Foto nicht mein Gesicht sieht 😉
Bevor die Sonne vom Himmel prasselt, packen wir unsere sieben Sachen zusammen und verlassen diesen für mich magischen Ort.