Die letzte Station in Asien, die letzte Station meiner Weltreise – Bangkok.Nach quälend langen Stunden im Mini-Bus kommt nun noch Platzregen beim Grenzübergang dazu. Und wäre das nicht genug, so werden wir nur kurz hinter der thailändischen Grenze wieder in einer Art Haltestelle auf einem Privatgrundstück für unbestimmte Zeit warten gelassen. Es ist schwül-heiß, gibt weit und breit nichts zu essen oder trinken, doch nach gut einer Stunde geht es endlich weiter. Abends komme ich in Bangkok an, hole meinen großen Rucksack aus dem letzten Hostel und gleich wird aus dem Handgepäck der letzten Woche wieder der schwere Rucksack. Nach einer so langen Zeit zu Reisen, weiß ich mittlerweile, was ich für den nächsten Trip brauche und was ich mir sparen kann.
Bepackt begebe ich mich also zur Bushaltestelle und fahre Richtung Sukhumvit Soi in einen anderen Stadtteil. Leider läuft die Kommunikation mit dem Busfahrer suboptimal und ich steige viel zu zeitig aus. Nur mit einer Adresse und dem Stadtplan laufe ich komplett fertig von der ganzen Fahrerei noch durch halb Bangkok. Dank des dichten Verkehrs wäre ich mit dem Bus aber auch nicht schneller…
Endlich am Hotel angekommen, erwarte ich Matthias zu sehen, der extra für eine Woche von Sydney nach Bangkok geflogen ist. Ein paar Probleme noch beim Einchecken und ich stehe im leeren Zimmer. Hat mein Abenteuer durch die Stadt wohl doch länger gedauert, als es Matthias´ Magen zugelassen hat. So habe ich noch Zeit, den Luxus alleine zu genießen. Ein drei Meter breites Bett, Klimaanlage sowie ein eigenes und sogar sauberes Bad sind etwas wundervolles!
Die nächsten Tage werden wenig spektakulär. Ich bin komplett müde vom Reisen und den vielen neuen Eindrücken. Wir beschränken uns also auf ein paar kleine Ausflüge. So beobachten wir Leute bei Ihrem Sport im Lumphini-Park (wie auch immer man sich bei der Hitze am Tag so schnell bewegen kann)…
…schauen abends in einer deutschen Kneipe das Achtelfinalspiel gegen die Slowakei, welches wir 3:0 gewinnen…
…und gehen Salsa tanzen. Entweder über den Dächern der Stadt oder in einer Souterrain-Kneipe, die eher an kleine Asiaten angepasst ist.
Außerdem gehen wir in die riesigen Einkaufscenter. Nach so langer Zeit wieder ein paar schöne Klamotten und Schuhe mit Absätzen zu tragen, fühlt sich wundervoll an. Jedoch weiß ich auch, dass mein Kleiderschrank in Deutschland voll ist und ich nichts brauche. Auf dieser Reise habe ich immer wieder bemerkt, wie gut es mir doch in Deutschland geht. Was mir dieses Land, die Vertrautheit und die Menschen alles bieten. Wir haben so viel und erkennen es einfach nicht. Doch es wird immer wieder suggeriert, dass es nicht genug ist. Wir werden zum Kaufen angeregt und zum äußeren Besitz, wo doch wir selbst und das Vertrauen in uns das größte Geschenk sind, was wir besitzen können. Ich weiß, es sagt sich leicht, wenn man genug zu Essen im Kühlschrank und ein Dach über dem Kopf hat und sich bei Krankheiten keine Sorge um die schulmedizinische Behandlung machen muss. Doch hilft ein anderer Blick auf die Dinge dankbar zu sein.
Bisher hat mein Magen-Darm-Trakt viel überstanden. Leider habe ich mir noch kurz vor dem Ende etwas eingefangen und sitze mit leichtem Fieber auf dem Klo. Na toll! (Einfach mal meckern – ich bereite mich gedanklich schon auf Deutschland vor…) Große Ausflüge sind also leider nicht mehr drin und für´s Tanzen am Abend bin ich auch nicht fit. Zum Arzt will ich aber nicht, da ich Angst habe, sonst nicht nach Hause fliegen zu dürfen, weil ich etwas Ansteckendes habe. Sehr spannend, wie sich bei mir gerade die Ansichten und Moralvorstellungen ändern…
Nach viel Ruhe wird es langsam etwas besser, jedoch verschwindet es nicht ganz. Da ich nach asiatischem Essen nun immer Durchfall bekomme, probieren wir es mit europäischem. Wird auch nicht viel besser, ist aber trotzdem lecker.
Und dann ist es soweit. Der Tag der Abreise. Ich habe mit Tannacomp meinen Darm einigermaßen ruhig bekommen und im Hotel alle alten, kaputten Sachen in den Mülleimer geschmissen. Der Rucksack ist trotzdem nicht viel leerer, da ich doch noch ein paar Mitbringsel auf dem riesigen Chatuchak Weekend Market eingekauft habe. Wir checken aus, ich esse ein letztes Mal Sticky Rice with Mango und dann sitzen wir auch schon in der Skytrain, dem Express-Zug zum Flughafen.
Matthias fliegt einige Stunden vor mir zurück nach Sydney. Ich habe also noch etwas Zeit das letzte Jahr Revue passieren zu lassen. Es war besonders am Anfang ein sehr großer Schritt aus meiner Komfort-Zone, ich habe viel geweint, mich aber auch selbst besser kennengelernt und meine Grenzen erkannt. Ich bin über mich hinausgewachsen, bin tollen Menschen begegnet, habe große Gastfreundschaft erfahren und beeindruckende Stellen auf der Erde entdeckt. Vor einem Jahr hatte ich dann doch plötzlich Angst vor meiner eigenen Courage und nun bin ich so unendlich glücklich, dass ich diesen Schritt gewagt habe. Es hat meinen Horizont erweitert und mich gelassener und stärker gemacht. Ich freue mich auf zu Hause und gleichzeitig bin ich gespannt auf die Veränderungen.