Es geht zurück nach Cusco und als wir mittags mit dem Bus ankommen, fühle ich mich ein kleines bisschen zu Hause. Die Straßen und Läden sind vertraut – fast ein bisschen Entspannung für´s Gehirn ohne viele neue Eindrücke, aber das soll sich in den nächsten Tagen ändern 🙂
Doch zunächst streife ich mit Christian durch die Straßen und wir besuchen die beeindruckende Kathedrale am Plaza de Armas. Sie besteht eigentlich aus drei Kirchen und dank des Audioguides erfahren wir auch sehr viel über die Geschichte und all die Heiligen – für mich Klosterschwester sehr interessant… Salsa tanzen darf ebenfalls nicht fehlen und „Für eine Deutsche tanzt du richtig gut“ fasse ich einfach mal als Kompliment auf 😀
Ein Foto vor dem zwölfeckigen Stein darf natürlich nicht fehlen. Er symbolisiert mit seinen zwölf Ecken die Stadt Cusco, welche, von oben betrachtet, einem Puma ähnelt.
Das soll allerdings nicht das Highlight werden. Wir haben uns, um nach Machu Picchu zu kommen, für den Salkantay Trek entschieden. Er soll landschaftlich wesentlich schöner sein als der Inka Trail und man muss ihn nicht Monate im Voraus buchen…
Am ersten Morgen werden wir 4:30 Uhr abgeholt und mit dem Bus nach Mollepata (2900 m) gebracht. Dort beginnt der 19 km lange Weg durch wunderschöne Landschaft nach Soraypampa (3900 m). Die ersten Kilometer hängen leider etwas in den Wolken, danach klart es sich jedoch auf und wir haben in den nächsten Tagen unheimliches Glück mit dem Wetter.
Pro Person dürfen wir 5 kg auf die Pferde packen, welche unsere Sachen direkt zu den Camps transportieren. Die erste Nacht wird aufgrund der Höhe ziemlich kalt (zwischen -3 und -6°C), weshalb ich froh bin, mir einen dicken Schlafsack ausgeliehen zu haben. Unser Zelt hatte auch den „Luxus“ unter einem Wellblechdach und mit Reissäcken geschützten Wänden zu stehen.
Da wir uns noch nicht genug ausgetobt hatten, sind wir ein Stück höher zu einer Lagune gelaufen, für die sich der Aufstieg definitiv gelohnt hat.
Nach einer sternklaren Nacht (mit der Isomatte erstaunlich bequem und mit Thermosachen auch warm) ging es am nächsten Morgen kurz vor 6 Uhr voller Energie in den anstrengendsten der fünf Tage.
Auf 4650 m Höhe hatten wir den höchsten Punkt erreicht, nachdem um die wenigen Sauerstoffmoleküle gekämpft wurde. Bis zur Spitze des Berges (6271 m) haben es bisher nur insgesamt fünf Personen geschafft.
Für die Dorfbewohner hat der Salkantay eine sehr starke spirituelle Bedeutung. Wenn ich mich richtig erinnere, werden immer am 1. August drei Cocablätter unter einen Stein nah am Berg gelegt (wie auf dem zweiten Bild zu erkennen) um für eine gute Ernte oder andere Dinge zu bitten. Ich habe mir mit den drei Cocablättern auch etwas gewünscht. Entweder liegt es an der Höhe, dem anstrengenden Aufstieg oder doch etwas Übernatürlichem, dass einem plötzlich bewusst wird, was wichtig für einen im Leben ist…
Nachdem wir dann auch noch einen Condor über uns gesehen haben, welcher bei den Inkas ein Zeichen für die himmlische, transzendente Oberwelt ist, sind wir abgestiegen und unser Koch hat bereits mit dem Essen auf uns gewartet.
Nach dem Mittag änderte sich sehr schnell die Landschaft und auch das Atmen fiel leichter. In Challay auf einer Höhe von 2900 m und nach einer Strecke von 21 km konnten wir dann gegen ein Entgelt von umgerechnet 3 € warm duschen. Da die Zeltplätze kostenlos sind, ist das ihre Haupteinnahmequelle…
Der dritte Tag war mit 13 km nach Playa (2400 m) und einer anschließenden Busfahrt zum letzten Campingplatz in Santa Teresa (1900 m) schon fast entspannt. Die heißen Quellen verstärkten den Effekt und so vorbereitet konnten wir abends auch noch etwas tanzen.
Der nächste Morgen begann für mich mit Ziplining. Man hängt dabei an einem Gurt und schwebt so über das Tal. Nach den ersten vier Lines durften wir von der sitzenden in die Condor-Position (Bauch nach unten und Arme ausgebreitet) wechseln 🙂 Die größte Herausforderung war jedoch die stark schwankende Brücke zum Abschluss.
Beim Mittag in Hidroelectrica traf ich auch meine Gruppe wieder und wir sind gemeinsam nach Aguas Calientes gelaufen. Dabei konnten wir schon einen ersten Blick auf das Dorf Machu Picchu werfen. Leider gab es bereits am Morgen eine Unzahl von Mücken, die sich darüber freuten, dass ich mich nicht mit DEET, sondern nur mit Permethrin eingesprüht habe. Die Wörter „Kleidung“ und „Haut“ haben beim Nobite also doch einen Sinn… Was auch immer das für Mücken sind, die Stiche jucken noch knapp zwei Wochen später 🙁 Glücklicherweise verkaufen sie in der Apotheke in Aguas Calientes (eine Stadt, die nur aus Touristen, Restaurants, Hotels und Souvenir-Läden besteht) Cetirizin.
Und dann ist der Morgen gekommen, an dem wir DIE Ruinenstadt der Inkas sehen. Um mit zu den ersten zu gehören und auch das Naturschauspiel mit den Wolken zu sehen, verlassen wir 4:25 Uhr das Hostel um dann noch zehn Minuten am ersten Kontrollpunkt zu warten. Danach geht es im Dunkeln 400 Höhenmeter auf einer Strecke von 1,7 km bergauf. Alternativ kann man auch den Bus nehmen. Doch was soll ich sagen, jeder Schweißtropfen und jede Minute fehlenden Schlafes lohnt sich dafür – seht einfach selbst!
Um das Budget etwas zu schonen, laufen wir nach gut fünf Stunden die tausenden Stufen wieder runter und wandern zum Bus nach Hidroelectrica. Die touristische und überteuerte Eisenbahn überlassen wir den anderen.
Ein wunderschöner Trek mit vielen tollen Eindrücken geht somit zu Ende.