Da das Reisen mit Juan und Javier sehr viel Spaß macht, habe ich mal wieder meine Pläne über den Haufen geworfen und bin direkt nach Lima gefahren – Huaraz muss also noch etwas warten…
Nachdem ich Juan´s Zimmer im Haus seiner Familie in Beschlag genommen habe, sind wir in die Innenstadt gefahren. Was man bei einem Spaziergang durch die Stadt nicht alles entdeckt… In Lateinamerika scheint „Tokio Hotel“ sehr populär zu sein, wenn man sich die Schlange der kreischenden Mädels so anschaut.
Jeden Sonntag findet in der Nähe des Plaza de Armas ein Streetfood-Markt in einem Hinterhof statt. Gegenüber des Eingangs ist eine Kirche, die mich mal wieder die traditionellen Kostüme und Tänze bestaunen ließ.
Allerlei Köstlichkeiten warteten auf mich und ich stelle fest, dass die peruanische Küche nicht nur Hühnchen zu bieten hat, sondern sehr vielfältig und lecker ist.
Gestärkt geht es weiter zum Plaza de Armas und nach Chinatown.
Wer sich nach meinen letzten Beiträgen gefragt hat, warum ich mich auf den Märkten immer verlaufe, der bekommt hier einen kleinen Eindruck. Bei allerlei Ständen in den grellsten Farben kann man schnell mal den Überblick verlieren…
Die Woche in Lima steht unter dem Motto „Natur und Entspannung“. Zur Entspannung trägt bei den Peruanern definitiv gutes Essen bei. Sie essen nicht um zu leben, sondern sie leben um zu essen. Was man auch an der Fernsehwerbung bemerkt. So findet man neben allerlei Lebensmitteln auch Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel gegen Diabetes.
Ganz wie in „Eat, Pray, Love“ genieße ich das Essen und beim italienischen All-you-can-eat-Buffet ist auch sehr viel guter Käse dabei, den ich in den letzten beiden Monaten sehr vermisst habe. In Bolivien und Peru gibt es fast nur sehr salzigen, weißen Kuhmilchkäse.
Um der Dunstglocke Limas zu entfliehen, muss ich mal wieder sehr zeitig aufstehen. Für den Nationalpark Lachay lohnt sich das aber in jedem Fall. In den Wintermonaten von Juni bis September ensteht durch den Nebel eine kleine Oase mitten in der Wüste.
Und auch hier finden sich einige Pflanzen, die für mich als Apothekerin von Interesse sind. So kann man mit den Hülsenfrüchten auf dem nächsten Bild Halsschmerzen entgegenwirken.
Da Juan ein typischer Peruaner ist und für das Essen lebt, bekomme ich selbstgemachtes „Aji de Gallina“. Neben Hühnchen besteht dieses Gericht aus diversen Gewürzen und wie es der Name schon verrät auch aus Chili.
Aufgrund der Lage am Meer, stehen In Lima auch sehr viel Fisch und Meeresfrüchte auf dem Programm.
Typisch für Lateinamerika ist ebenfalls die Musik im Bus. Egal ob Linienverkehr oder Langstrecken – es kommt immer Musik. Die Peruaner lieben Kumbia, wofür ich mich nicht so sehr begeistern kann. Glücklicherweise kommen jedoch auch Salsalieder aus den 70ern und 80ern. Während einer Busfahrt wurde bei jedem neuen Lied das Radio noch ein Stück lauter gedreht und bei Songs wie „Periodico de ayer“ oder „Todo tiene su final“ sang plötzlich der halbe Bus mit. Einfach nur toll 🙂
Meine beiden Punks kann ich leider nicht davon überzeugen, mit mir in einen Salsa-Schuppen zu gehen, dafür versuchen wir es mit einer 80er-Party. Bereits auf der Fahrt im Colectivo versucht mich ein betrunkener Peruaner anzutatschen. Dagegen konnte ich mich jedoch gut wehren (lieber Friedrich, deine Selbstverteidigungsmaßnahmen waren bisher glücklicherweise noch nicht nötig) und auch Javi gab sein Bestes. In der Bar sind wir dann fast die Einzigen. Nach einer Stunde ist der Laden jedoch gut gefüllt. Hier wird allerdings anscheinend erst begonnen auf der Tanzfläche zu trinken und wesentlich später zu tanzen. Wir drei lassen uns davon nicht abhalten, verlassen jedoch viel zu zeitig ernüchtert die Party…
Für noch mehr Natur fahre ich für zwei Tage mit Juan und Javi zeitig zum Wandern in ein kleines Dorf in der Nähe von Marcahuasi. Hier findet man neben der Blume der Inkas und einigen Ruinen auch das Monument der Humanität. Mit etwas Phantasie erkennt man drei Köpfe.
Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein… Die Nächte sind jedoch auch sehr kalt. In der kleinen Steinhütte ohne Tür verbringen wir die Nacht. Glücklicherweise finden wir von den Vorgängern noch Pappe, damit es vom Boden nicht so kalt wird.
Und mal wieder schlägt mein Apothekerherz höher. Diese Pflanze hilft gegen Nierensteine.
Für den Winter sehr ungewöhnlich ist es in Lima die Sonne zu sehen. Diesen Sonnenuntergang erlebe ich im Stadtteil Miraflores. Es ist eines der reichsten Viertel Limas und dementsprechend leben hier viele Europäer, die in Lima arbeiten und man findet auch viele Touristen. Wesentlich besser gefällt mir jedoch Salamanca, wo Juan lebt. Es ist wie ein kleines Dorf, in dem jeder jeden kennt und ich nach einigen Tagen auch schon begrüßt werde. Außerdem ist der riesige Obstmarkt nicht weit weg.
Irgendwann ist jeder Urlaub zu Ende und so muss ich mich nach zwei Wochen von Javier am Flughafen verabschieden. Am selben Tag kommt jedoch auch Christian aus Dresden an, um mit mir für die nächsten drei Wochen zu reisen. Um die Wartezeit zu überbrücken, schaue ich im Kino mit Juan einen peruanischen Film über einen Taxifahrer. Alternative Produktionen sind jedoch nicht für jeden spannend und so beginnt nach kurzer Zeit der Erste zu schnarchen und auch vom Telefonieren lässt sich ein Besucher trotz Proteste der anderen nicht abhalten…
Für den nächsten Tag werden Christian und ich noch zum Essen zu Juan und seiner Mama eingeladen und danach geht es nach Pucusana, einem der äußersten Stadtteile Limas. Dank der direkten Lage am Meer ist die Fischerei der Hauptarbeitgeber.
Fangfrischer Fisch bietet sich natürlich für Ceviche an.
Den letzten Tag in Lima verbrachten wir mit einem kleinen Stadtrundgang. Und dabei wurde natürlich auch Halt im Hotel Maury gemacht, in dessen Bar der Pisco Sour erfunden worden sein soll.
Und dann hieß es mal wieder Abschied nehmen, dieses Mal von Juan, der mir in den letzten beiden Wochen wundervolle Seiten Perus gezeigt hat. Ohne ihn hätte ich dieses Land wahrscheinlich nur von seiner touristischen Seite kennengelernt und nie so ins Herz geschlossen.