Adios Bolivia, bienvenidos a Peru.
Der Grenzübertritt funktionierte problemlos und nach einem Zwischenstopp in Puno war 5 Uhr morgens die Nacht zu Ende. Glücklicherweise hatte ich ein Zimmer in einem Gästehaus reserviert. Das Namaste Haus bietet Reisenden aus der ganzen Welt für kleines Geld Platz zum Schlafen. Man nutzt gemeinsam mit der Familie die Küche und das Bad und bekommt einen Schlüssel für die Eingangstür – man fühlt sich also fast wie zu Hause.
Da ich etwas müde war vom Reisen und Rucksack packen, beschloss ich länger in Cusco zu bleiben und mal etwas die Seele baumeln zu lassen. Für die tägliche Routine sorgte der Besuch des Marktes mit einem tollen Frühstück, was aus Smoothie und einem Sandwich mit Käse, Spiegelei, Avocado, Tomate und Gurke bestand. Die liebenswerte Art der beiden Mamitas steigerte den Wohlfühlfaktor noch um einiges.
Ganz ohne was zu unternehmen ging es jedoch auch nicht und so spazierte ich am ersten Tag ein wenig durch die wundervolle Innenstadt. Im Vergleich zu Bolivien versprechen sich die Peruaner sehr viel vom Tourismus und so wurden mir an jeder Ecke Massagen, Touren und Souvenirs angeboten.
Auf meinem Weg kam ich auch an einer Kirche vorbei, deren Mitglieder traditionelle peruanische Tänze aufführten – wahrscheinlich noch Nachwehen des Nationalfeiertages am Vortag…
Danach schlenderte ich noch über den Markt und kam an dem ein oder anderen Stand mit ungesunden frittierten Sachen nicht vorbei – so schnell gewöhnt man sich daran…
Der nächste Tag stand im Zeichen „Qorikanchas“, was auf quechua Goldener Hof bedeutet und eines der wichtigsten Inkatempel und Observatorien war. Nach dem Erdbeben im Jahre 1650 wurden die Mauerreste zur Basis der Kolonialkirche „Iglesia de Santo Domingo“.
Abends gab es meinen ersten Pisco Sour mit meinen Mitbewohnern aus dem Namaste House. Dank der Happy Hour ist es nicht nur bei einem geblieben. Doch auch ohne Alkohol wäre es bei dieser Gesellschaft ein unvergesslicher Abend geworden.
Anscheinend schon langsam an den Alkohol gewöhnt, fiel das Aufstehen am nächsten Tag leicht und ich startete ins Valle Sagrada (Heiliges Tal der Inka).
Die geführte Tour begann nach zwei touristisch ausgelegten Märkten in Pisac, was auf einem Bergplateau liegt. Über den Terrassen befindet sich das zeremonielle Zentrum. Durch einen kleinen Tunnel geht es auf die andere Seite des Berges zum ehemaligen Dorf.
Der zweite Stopp ist „Ollantaytambo“, eine der besterhaltensten Ruinen.
Die Baukunst der Quechua erkennt man hier unter anderem an den eingefügten Dehnungsfugen. Sie verhindern das Reißen des Mauerwerks im „Sonnentempel“ aufgrund der hohen Temperaturschwankungen zwischen Nacht und Tag.
Erkennt ihr auf der anderen Seite den Gott im Stein neben dem natürlichen Kühlschrank rechts?
Der letzte Halt war in Chinchero. Hier werden noch auf traditionelle Art Kartoffeln getrocknet und es gibt jeden Sonntag einen Markt vor der Kirche. Dank des leichten Regens wurden die Ruinen und die Landschaft von der untergehenden Sonne in diese Farben getaucht (kein Photoshop ;)).
Ohne die Organisation hätte ich vermutlich nicht so viel gesehen, jedoch hat mich der strenge Zeitplan schon ziemlich gestresst. Gern hätte ich an dem einen oder anderen Ort länger verweilt und dafür die touristischen Märkte links liegen gelassen. Ich bin wohl langsam im entspannten Reisemodus angekommen 😉
Am nächsten Tag wollte ich mir eigentlich mit Julia und Laurence die auf verschiedenen Höhen angelegten Terrassen von Moray anschauen und etwas wandern gehen. Aufgrund von Missverständnissen mit dem Fahrer des Colectivos sind wir jedoch wieder in Ollantaytambo gelandet. Da ich dort bereits am Vortag war, entschieden wir uns durch den Ort zu laufen, auf dem Markt Mittag zu essen und danach wandern zu gehen. Auf unserem Weg kamen wir immer wieder an „piedras cansadas“ (müde Steine) vorbei, die es nicht bis auf die andere Seite nach Ollaytambo geschafft haben. Auch wir schafften es nicht um den Berg herum und so kehrten wir zum Ausgangsort zurück. Da der gleiche Weg langweilig wäre, suchten wir uns abenteuerlich unseren eigenen und kamen unter anderem an einer Pferdekoppel mit sehr lautstarken und schnellen Hunden sowie einem dörflichen Friedhof vorbei. Kurz vor Sonnenuntergang saßen wir jedoch im Colectivo nach Cusco.
Eine Stärkung gab es in einem der zahlreichen vegetarischen Restaurants Cuscos (eine echte Marktlücke in ganz Lateinamerika, da hier morgens, mittags und abends Fleisch das Hauptnahrungsmittel ist). Der „Green Point“ in San Blas ist sehr zu empfehlen, auch wenn er für peruanische Verhältnisse recht teuer ist, doch man bekommt eine Sinnesexplosion geboten.
Danach feierten wir noch „Pachamama“ (Mutter Erde). Das geschieht traditionell am 1. August. Bei uns im Haus wurde jedoch nur eine Art geweihtes Konfetti verstreut und so zogen wir weiter zum Tanzen zu lateinamerikanischen Rhythmen und Popmusik. Ich kam beim Salsa tanzen auf meine Kosten.
Da ausgiebig feiern mit den beiden Kanadierinnen bis 4 Uhr morgens hieß und 9 Uhr dank der anderen Mitbewohner die Nacht zu Ende war, nutzte ich den nächsten Tag zur Regeneration. Heißt also essen, schlafen, orientierungslos druchs Haus laufen, skypen, etwas im Blog schreiben und wieder essen…
Den letzten Tag in Cusco nutzte ich um zur Statue „Cristo Blanco“ zu laufen und einen Blick über die Stadt sowie die umgebenden Ruinen von „Sacsayhuamán“ zu werfen.
Wunderschöne Tage liegen hinter mir und ich freue mich schon, dass ich im September, bevor es nach Machu Picchu geht, wieder nach Cusco komme.