Raus aus der Zivilisation und rein ins nächste Abenteuer.Im Hostel und im Internet informiere ich mich über den besten oder besser gesagt günstigsten Weg in den Nationalpark Taman Negara. Es scheint, als würde ich den ganzen Tag brauchen. Zunächst geht es mit der Bahn ein Stück aus dem Zentrum KL´s zu einem Busbahnhof. Backpacker sehen sie hier eher wenig und so bekomme ich gleich den richtigen Ticketschalter zugewiesen. Mit einem Linienbus fahre ich durch üppiges Grün von einem Dorf zum anderen und bin mal wieder froh, eine Offline-Karte auf dem Handy zu haben um mich zu orientieren. Am Busbahnhof in Jerantut angekommen, will ich eigentlich mit einem Taxi zur Bootsanlegestelle fahren und dann mit einem Bötchen durch den Dschungel tuckern. Von mehreren Seiten werde ich jedoch bezüglich einer direkten Busfahrt versucht zu überzeugen. Das Wasser sei zu niedrig… In den letzten Monaten habe ich gelernt, im Tourismusgewerbe alles zu hinterfragen und wende mich an andere Backpacker. Sie bestätigen mir das leider und so fällt für mich die idyllische Tour aus und ich zwänge mich in einen kleinen Minivan. Während einer Toilettenpause sehe ich dann auch den Tiefstand und bekomme noch einen riesigen Schmetterling mit einer Spannweite von mindestens 15 cm zu sehen.
Außerdem komme ich mit vier Deutschen ins Gespräch, schließe mich ihnen am Ziel in dem kleinen Dorf Kuala Tahan an und wir suchen uns eine Unterkunft. Der Ort ist vollständig durch den Tourismus entstanden bzw. gewachsen. Wir laufen ein Stück von der „Hauptstraße“ weg und finden eine günstige Bleibe. Zwei Bungalows sollen es werden. Dusche und Toilette sind in einen kleinen Raum gezwängt, den Wellblech vom Schlafbereich abgrenzt. Dieser besteht aus einem Bett mit durchgelegener Matratze, einem Mückennetz und einem Ventilator. Passt schon irgendwie und wir sind ja wegen der Natur hier!
Um in den Nationalpark zu kommen, muss man mit einer Nussschale den Fluss überqueren, was sich die Einheimischen natürlich gut bezahlen lassen. Auf der anderen Seite angelangt, registrieren wir uns zunächst im Büro des Rangers, bezahlen den Eintritt und die Erlaubnis Fotos zu machen.
Wenn wir schon einmal hier sind, wollen wir natürlich auch etwas von einem der ältesten Regenwälder der Welt sehen. Kurz einen Blick auf die Karte geworfen und schon geht es los durch das grüne Dickicht.
Die Luftfeuchtigkeit wird nicht geringer, jedoch prasselt die Sonne durch die ganze Blätterschicht nicht direkt auf uns herab. Wir folgen dem Holzweg und kommen am Fluss an. Dort baden bereits ein paar Frauen, die unbedingt ein Foto mit uns haben wollen. Dann möchte ich natürlich auch eins von ihnen 😉
Mir scheint das Wetter zu Kopf gestiegen zu sein und so spiele ich Jane. Keine Ahnung, wie Tarzan das mit den starren Lianen gemacht hat. Immer diese Realitätsverzerrung in den Filmen…!
Auf den Schock gibt es erst einmal eine Dusche und was zu essen. Mehrere schwimmende Flussrestaurants laden dazu ein. Wir suchen uns das vollste und bunteste aus.
Danach spielen wir auf der Terrasse des Bungalows gemeinsam Karten. Trotz der nächtlichen Hitze ziehen wir lange Sachen an, um uns vor den lästigen Mücken zu schützen.
Erstaunlicherweise habe ich bei den hohen Temperaturen gut geschlafen, jedoch kann ich meine blaue Hose nicht mehr anziehen. Sie ist aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit immer noch verschwitzt. Da sie komplett ausgewaschen ist und sie an einigen Stellen nur noch der gute Wille zusammenhält, schmeiße ich meinen treuen Wegbegleiter schweren Herzens in den Müll. Auch wenn ich ein paar Tage zuvor noch über die geringe Auswahl und die Freude auf neue Klamotten geschrieben habe, so stecken in dieser Hose viele Abenteuer und Erinnerungen…
Aber Schluss mit der Melancholie und los zu den Hängebrücken in schwindelerregender Höhe.
In dem über 130 Millionen Jahre alten Regenwald soll es Tiger, Elefanten und andere wilde Tiere geben. Zunächst bekommen wir nach dem Abstieg aus den Baumwipfeln und einer schweißtreibenden Wanderung jedoch eine tolle Aussicht über die unberührte Natur geboten.
Außerdem kommen wir an einem Beobachtungsturm vorbei. Dort sehen wir jedoch abgesehen von einer ziemlich dreckigen Toilette und einem sehr heruntergekommenen Schlafraum nicht viel. Für einen kurzen Mittagsschlaf reicht es. Was einzig und allein stört und nur mit DEET abzuwehren ist, sind die unzähligen Mücken.
Schlussendlich führt uns der Weg am Fluss wieder zurück an die Badestelle von gestern. Mit einem Rentner aus Großbritannien komme ich ins Gespräch. Erstaunlich, was Menschen für Hobbys haben. Er fährt in den Urlaub, um mit seinen Freunden Schmetterlinge zu fotografieren. Das bietet sich hier wahrlich an. Die große Ansammlung der farbenprächtigen Falter erklärt er mir mit einem erhöhten Salzgehalt an dieser Stelle. Hat wohl jemand hingepinkelt…
Eigentlich hatte ich mir vorher überlegt, hier noch ein paar Tage zu bleiben und die Natur zu genießen. Das Gewächshaus-Wetter und die Millionen Mücken treiben mich jedoch schnell weiter.
Da ich nicht auf das Angebot mit dem direkten Transport vor zwei Tagen in Jerantut eingestiegen bin, versuche ich es wieder mit dem öffentlichen Linienbus. Die Abfahrtszeit schwankt zwischen 8 und 13 Uhr. Halb neun finde ich immerhin den richtigen Platz zum Warten und nun heißt es Geduld, denn Fahrpläne gibt es hier keine. Aufgrund der Nebensaison kann man sich darauf noch weniger verlassen. Ganz im Gegenteil zu den Fahrern der Minivans, die sich etwas dazuverdienen wollen. Noch ein bisschen verhandelt und schon habe ich meinen Platz bis Cameron Highland sicher.