Gut eine Woche erholt und jetzt steht der erste Ausflug auf dem Programm. Auf nach Nusa Penida, einer kleinen Insel südöstlich von Bali.Ein Ticket direkt am Hafen ist genauso teuer, wie es bei einer „Touristeninformation“ an der Straßenecke inklusive Transport vom Hotel zu erstehen. Oder liegt es nur daran, dass ich zur falschen/richtigen Zeit am falschen/richtigen Ort war? Sei es drum. Die asiatische Unpünktlichkeit muss ich noch lernen zu ertragen und so warte ich gut eine halbe Stunde, bis ich telefonisch beim Veranstalter nachfrage. Dieser sichert mir den Transport zu und kurze Zeit später steht auch schon das Taxi vor der Tür. Die Haare des Fahrers sind noch nass… Am Hafen wartet das Boot und somit heißt es Schuhe ausziehen, denn einen Steg sucht man hier vergebens.
Auf der Insel (Nusa) Penida angekommen, muss ich mir zunächst ein Zimmer suchen. Wie nicht anders zu erwarten, werde ich angesprochen. Ich schaue mir das Zimmer in dem Homestay an und dank seiner ruhigen Lage und des kleinen Gartens gefällt es mir. Eine Hostelkultur gibt es auf Bali nicht, dafür viele Leute, die viel oder wenig Platz haben, um Gäste zu beherbergen.
Neben mir wohnt ein holländisches Pärchen. Doch bevor ich die beiden kennenlerne, schlendere ich ein bisschen durch Sampalan. Alle schauen mich komisch an und rufen hinter mir her. Es ist Low-Season und somit konzentriert sich die Aufmerksamkeit auf mich. Also lieber zurück zum Homestay, wo man mir erklärt, wie ich ganz touristisch die Insel erkunden kann. Ich nehme mir einen Fahrer, der mir auf dem Motorrad einige Sehenswürdigkeiten zeigt.
Als erstes halten wir an der Giri Putri Cave. Tempel gibt es viele, doch dieser Tempel in der Höhle ist besonders. Viele Balinesen kommen, um die Energie zu spüren und zu beten. Auf Bali gehören 90% der Bewohner dem Hinduismus an und auf der kleinen Insel ist es nicht anders. Das möchte ich mir natürlich anschauen. Noch schnell einen Sarong ausgeliehen um ihn um die Hüfte zu binden und eine kleine Spende in den Topf. Dann muss ich den Kopf einziehen um in die Höhle zu krabbeln. Innen erwartet mich eine noch höhere Luftfeuchtigkeit als außen und erstaunlich viel Licht. An vier Punkten kann man gemeinsam mit anderen beten, sollte dabei jedoch dem Menschenstrom folgen.
Etwas ungeduldig wird mein Guide, als ich gern ein paar Minuten sitzen und mir das ganze Treiben anschauen möchte. Es scheinen noch einige Punkte auf der Liste zu stehen…
Um genau zu sein noch einer. Da er sich jedoch an den Einstieg nach Batu Atuh nicht mehr genau erinnert, fragt er an jeder Kreuzung nach und auch den Weg nach unten finden wir erst beim zweiten Versuch. Schön ist es trotzdem. Richtig entspannen kann ich neben ihm aber nicht und so entscheide ich mich, den letzten Punkt auf seiner Liste zu streichen und zum Homestay zurückzufahren.
Für den zweiten Tag habe ich mir ein Motorrad ausgeliehen. Nach dem Frühstück soll es starten das Abenteuer. Bisher bin ich selbst einmal mit einem Roller gefahren und somit voller Zuversicht. Als erstes scheitere ich jedoch schon daran das Ding anzubekommen, weil ich lediglich einen Schlüssel in die Hand gedrückt bekam und auch auf Nachfrage keine Erklärung folgt. Da ich mich abmühe, kommt mir dann doch jemand zur Hilfe und gibt mir eine kurze Einweisung. Geradeaus fahren ist kein Problem. Das Malheur passiert erst an der Kreuzung. Die Kraft des Motorrads unterschätzt und einen alten Mann an der Ecke nicht gesehen, lande ich unsanft auf dem Boden der Tatsachen. Ich versuche den Mann nicht zu verletzen und verschlimmere es dadurch noch. Das sehen die Dorfbewohner jedoch anders und stürzen alle zum Ort des Geschehens um auf mich einzuschreien. Er blutet ein wenig am Zeh, ich habe mir hingegen die rechte Seite am Unterschenkel und Arm aufgeschürft. Das Adrenalin schießt durch den Körper und ich bin etwas überfordert mit der Situation. Das merkt dann doch der eine oder andere und einer von ihnen fährt mich mit dem Motorroller zurück zum Homestay. Glücklicherweise ist am Roller nicht viel passiert und so müssen nur meine Wunden verarztet werden. Dank des Geschreis ist jeder auf der Straße. So auch meine holländischen Nachbarn, die mir vorher noch Tipps gegeben haben, wo ich unbedingt hin soll.
Nachdem ich mich etwas beruhigt hatte, beschließen wir gemeinsam die Insel zu erkunden. Ich werde heute jedoch nur auf dem Rücksitz Platz nehmen.
Als erstes fahren wir über Stock und Stein zum Pasih Uug.
Zu Fuß geht es dann weiter zu Angel´s Billabong. Hier soll man eigentlich schwimmen können, da der Scheitelpunkt der Flut nur eine Stunde entfernt ist, raten uns die Einheimischen davon ab. Die Kraft der Wellen ist beeindruckend und mein Schutzengel ist gerade zur Kur. Wir laufen also zurück und bahnen uns den Weg mit den Rollern über die Insel.
Ohne viele Ausschilderung bin ich froh mein Navi zu haben und so schaffen wir es zum Crystal Bay. Die Straßen kann man nicht als solche bezeichnen und so bin ich irgendwie froh über den kleinen Unfall am Morgen. Alleine hätte ich schon früher aufgegeben.
Nach einer Portion gebratener Nudeln und einem kalten Bier erfrischen wir uns im Meer. Das Wasser ist erstaunlich kühl und sauber. Die beiden wollen noch etwas schnorcheln und so entscheide ich mich auf den Berg zu klettern. Von da kann man neben der Bucht auch die höchste Erhebung Balis, den Mount Agung, sehen.
Nachdem wir den Sonnenuntergang genossen haben, fahren wir wieder zurück und man kann der Besitzerin des Rollers ihre Erleichterung im Gesicht ablesen.
Am nächsten Morgen packe ich ohne Frühstück meine Sachen und verschwinde von der Insel.