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18. November2015
Torres del Paine

Torres del Paine

  • Author: Katrin
  • Date Posted: Nov 18, 2015
  • Category:

In letzter Zeit verwende ich meinen Reiseführer nur noch als grobe Orientierung und verlasse mich eher darauf, was ich von Einheimischen und Reisenden empfohlen bekomme. Bereits in Peru habe ich vom Nationalpark Torres del Paine (Türme des blauen Himmels) gehört.

Ich fahre also vom argentinischen Patagonien wieder ins chilenische Patagonien. Um in den Park zu gelangen, muss man zunächst nach Puerto Natales, welches man sonst noch per Schiff oder per Flugzeug (nach Punta Arenas) erreicht. Im Park gibt es verschiedene Wanderrouten. Dazu zählt das „W“, für welches in der Regel fünf Tage veranschlagt werden oder die große Runde, das O. Das W ist touristisch recht gut erschlossen, jedoch zahlt man für Übernachtungen und Verpflegung sagenhaft hohe Preise. Im oberen Teil des O´s muss man alles selbst organisieren und sollte sich vor der Anreise über die Begehbarkeit achten. Als ich nach Puerto Natales kam, zeigte Patagonien sein wahres Gesicht – es regnete ununterbrochen und der Wetterbericht versprach nicht sehr viel Besserung. Deshalb beschloss ich noch einen Tag länger im Hostel zu bleiben und in Ruhe alles zu organisieren. Da ich einen Flug von Punta Arenas habe, heißt es für mich das W in vier Tagen zu schaffen.
Nachdem Zelt, Schlafsack, Isomatte, Kocher, Essen für die vier Tage und Klamotten mehrfach in Plastiktüten verpackt waren um alles vor dem Regen zu schützen, ging es am Samstag mit dem Bus los. Eintritt im Park gezahlt, Video über die Verhaltensregeln geschaut und mit dem Katamaran nach Paine Grande übergesetzt.

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Man kann das W von Ost nach West oder in die andere Richtung laufen. Aufgrund der Wetterprognose entschied ich mich für die letzte Variante. In der beginnenden Hauptsaison sind noch nicht viele Touristen unterwegs, jedoch empfiehlt es sich Refugios zu reservieren oder sich ein eigenes Zelt inkl. Ausrüstung mitzubringen (alternativ kann man das auch teilweise an den kostenpflichtigen Campingplätzen mieten). Nachdem ich das Zelt bereits in Puerto Natales zur Probe aufgebaut habe, wurde es in Paine Grande mit kräftigem Wind eine Herausforderung. Bevor die ersten Regentropfen vom Himmel kamen, hatte ich es jedoch geschafft und machte mich mit meinem Tagesrucksack auf den Weg zum Gletscher „Grey“, vorbei am See „Grey“.

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Bislang hatte ich bezüglich des Wetters in Patagonien unheimliches Glück – das sollte sich nun aber ändern. Der Regen wurde immer stärker und der Wind hatte eine beeindruckende Kraft. Anfangs war ich noch voller Motivation und guter Laune. Drei Stunden brauchte ich bis zum Aussichtspunkt, von dem allerdings nicht viel zu sehen war.

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Bis zu diesem Zeitpunkt hielt meine Jacke noch stand. Aufgrund des Dauerregens war die angegebene mm-Zahl jedoch bald erreicht und so wurde der Rückweg immer länger. Als ich dann noch in dem Matsch ausgerutscht bin und mir das Knie an einem Stein aufgeschlagen habe, war die Laune im Keller. Ich habe gegen den Wind geschrien, geheult sowie geflucht und mich gefragt, wann ich eigentlich auf diese verschissene Idee gekommen bin in diesen beknackten Park zu fahren… Außerdem hatte ich Hunger, aber mittlerweile war alles steif gefroren und so hatte ich auch keine Energie mehr den Rucksack abzusetzen. Endlich am Zeltplatz angekommen, war ich gespannt, wie mein Zelt von innen aussieht. Dummerweise hatte ich zwei Heringe vergessen, weshalb es an den Seiten etwas feucht war… Das war aber noch nicht so schlimm wie mein nasser Pullover im angeblich 100% trockenen, neuen Rucksack. Nun ja, hilft ja alles nix. Aus den Klamotten musste ich raus. Bei max. 6°C Außentemperatur fühlte sich das trocken schon fast warm an und im Wanderrucksack fanden sich auch noch andere Sachen. Mit dem Regenponcho (Danke Christian, dass du mir den aufgedrängt hast!) bin ich mit Flipflops über den Campingplatz gerannt um in das Haus zum Kochen zu kommen. Eine Heizung gab es natürlich nicht, dafür aber bekannte Gesichter und ihr könnt euch nicht vorstellen, wie das in solch einer Situation tröstet. Die vier Schweizer, mit denen ich in El Chaltén gewandert bin, sind abends auch eingetrudelt. Nudeln mit Champignonsauce und Käse wärmten mich dann auch noch etwas auf.

Die Nacht wurde mit 2°C kalt, aber am nächsten Morgen begrüßte uns die Sonne.

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Ich schloss mich nach dem Frühstück (für die nächsten Tage Milchpulver in Wasser und Müsli) zwei Kanadiern an, die ich bereits im Hostel kennenlernte und die ebenfalls nur vier Tage laufen wollten. Nach den 22 km am ersten Tag, standen heute 19 km auf dem Programm. Die Sachen und Schuhe waren natürlich noch nass und so zog ich ein nasses Teil nach dem anderen an. Mit Hilfe der Sonne, des Windes und der Körperwärme trocknet das doch am schnellsten. Wir waren uns einig, dass mit Sonnenschein die Welt doch schon viel schöner aussieht.

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Besonders das französische Tal nach dem Campamento Italiano ist traumhaft und hält neben einem Blick auf die Laguna, den Gletscher auch einen Blickauf die Torres bereit.

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Wie schnell sich das Wetter im Park ändert, merken wir, als es plötzlich beginnt zu schneien…

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Nach dem Abstieg geht es weiter zum Zeltplatz. Die besten Plätze sind schon vergeben und so versuche ich mein Zelt bei patagonischem Wind auf einer Plattform zu errichten, was sich allein noch wesentlich schwieriger gestaltet. Die Sachsen neben mir haben bei meinem Anblick Mitleid, doch auch mit ihrer Hilfe und vielen Steinen wird das nix. Glücklicherweise finde ich noch einen Platz im Wald. Danach gibt es wieder Nudeln, dieses Mal mit Spinatsoße und danach eine heiße Dusche.

Halb durchgefroren wache ich am nächsten Morgen auf und nach dem Frühstück laufe ich mit den Kanadiern bei schönem Wetter zum nächsten Campingplatz.

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Dank der nassen Socken und Schuhe vom Vortag habe ich mir Blasen gerieben, welche trotz der Blasenpflaster besonders bergauf weh tun.

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Nachdem ich mein Zelt aufgestellt habe, entschiede ich mich einfach nur Musik zu hören und die beiden allein zum Aussichtspunkt laufen zu lassen. Eine gute Entscheidung, wie sich herausstellt, als es mal wieder zu schneien beginnt.

Da wir am nächsten Morgen zum Sonnenaufgang zum Aussichtspunkt wandern wollen und das ein Weckerklingeln von 4:15 Uhr bedeutet, gehe ich nach Nudeln mit Spargelsauce ins Bett. Diese Nacht wird noch kälter und so bin ich froh, als es endlich Zeit ist aufzustehen. Auf dem Zelt liegt Schnee, aber ich bin motiviert 🙂 Die Kanadier sind es weniger und so antworte ich auf die Frage, ob es schneit mit „Naja, es ist kalt und feucht…“. 45 Minuten und 200 Höhenmeter später ist mir Bruce, der mitgekommen ist, jedoch dankbar, weil die Torres zu sehen sind und auch der Sonnenaufgang nicht so schlecht ist – bis sich die Wolken davor schieben. Der Wind macht das Laufen schwierig und ich falle bei den Böen immer wieder gegen die Steine. Patagonien hat es echt in sich, bei der Landschaft verzeiht man aber einiges.

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Der Abstieg gestaltet sich im Hellen einfacher und nach dem Frühstück gibt es noch einen kleinen Powernap 😀 Mittlerweile geht der Zeltabbau schnell von der Hand und schon laufen wir das letzte Stück zum Bustransport. Als es beginnt zu regnen, sind sich alle einig, dass wir bezüglich des Wetters ein perfektes Timing hatten. Und wir alle sind stolz auf uns, die Wanderung in vier Tagen geschafft zu haben. Die Füße mit den Blasen schmerzen, die Muskeln tun weh, das Knie schimmert in allen möglichen Farben, ich bin müde und mein Husten ist leider nicht besser geworden – aber was uns nicht umbringt, macht uns stark 🙂 Und ich würde es jederzeit wieder so machen, muss allerdings nicht gleich morgen sein…

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