Da ich leider nicht viel Zeit für Kambodscha habe und nur zwei Städte anschauen kann, möchte ich wenigstens die Strecke zwischen Phnom Penh und Siem Reap mit dem Bus zurücklegen um auch etwas von der Umgebung und dem Landleben zu sehen.Nach so langer Zeit Individualtourismus und gefühlter Endlosigkeit der Reise, ist das ein Schnelldurchlauf. Ich habe ein schlechtes Gewissen, dass ich dem Land nicht genügend Aufmerksamkeit schenken kann. Doch die sechs-stündige Fahrt gibt mir immerhin einen kleinen Einblick. Es scheint, als hätte die jüngere Vergangenheit Kambodscha sehr zurückgeworfen. Lediglich die großen Hauptverkehrsstraßen sind geteert. Alle anderen sind durch die bräunlich rote Erde eingefärbt und aufgrund des Regens mit Pfützen übersät. An den Straßenrändern liegt überall Müll, zwischen dem die dünnsten Kühe stehen, die ich bisher gesehen habe. Die Häuser bestehen zum größten Teil aus Holzbrettern, welche mit Palmenblättern bedeckt sind. Steinhäuser findet man eher selten. Irgendwie passt das nicht mit den hohen Lebensmittelpreisen in den Supermärkten und den zum Teil sehr teuren Autos zusammen. Ein Schelm, der Böses dabei denkt…
Im Vergleich zu Thailand erfährt die Fahrweise noch eine Steigerung. Jedoch komme ich irgendwann im Dunkel an und teile mir mit einer Holländerin ein Tuk Tuk. Wir saßen beide im Bus und werden von den Fahrern nur so belagert. Da ich bereits ein Hostel gebucht habe, fahren wir gemeinsam dort hin.
Nach dem Einchecken informiere ich mich noch etwas über die angebotenen Touren und gehe dann gemeinsam mit einem Engländer aus dem Zimmer und der Holländerin essen. Das Restaurant hat er bei Trip Advisor gefunden. Eigentlich ein sicheres Indiz, dass Preis-Leistung (bald) nicht mehr stimmen und unzählige Touristen da sind. Doch aufgrund der Lage in den verwinkelten Seitengassen verirrt sich hier kaum jemand hin. Lecker ist es außerdem.
Für den nächsten Tag verabreden wir drei uns zu einem gemeinsamen Ausflug. Wir buchen keine Tour, sondern suchen uns einen Fahrer vor dem Hostel, der uns den Tag zur Verfügung steht. Zunächst müssen wir bei der Parkverwaltung die Tickets kaufen.
Und dann sind wir da – an den Tempelanlagen des Khmer-Reiches. Wir beginnen mit dem weltberühmten Angkor Wat. Am Eingang zum UNESCO Welterbe bemühen wir uns umeinen Guide. Es scheinen sich alle untereinander einig zu sein, da es nicht viel Verhandlungsspielraum beim Preis gibt.
Hätte ich besser zugehört, könnte ich vermutlich viel mehr Wissenswertes hier zum Besten geben, doch ich werde mich auf die Sprache der Bilder und ein paar Informationen beschränken.
Zum Großteil bestehen die Tempel für eine lange Haltbarkeit aus Sandstein. In sie sind Reliefs eingearbeitet. Jeder Stein erzählt eine andere Geschichte aus der buddhistischen oder hinduistischen Religion. Es sind beispielsweise Apsaras zu sehen. Die Tänzerinnen werden mit tausenden verschiedenen Handbewegungen und Gesten dargestellt. Es gibt eine unzählige Haar- und Kleidervielfalt.
Natürlich kennt der Guide auch den perfekten Platz für ein Erinnerungsfoto. Das Wasserbecken dient nicht nur als Wasserspeicher, sondern symbolisiert auch den Urozean.
Wir bekommen einige Inschriften erklärt. Heldentaten der Khmer, aber auch das alltägliche Leben wurde hier zum Teil farbig festgehalten.
Im Mittelpunkt des Tempels befindet sich der höchste der fünf Türme. Er soll das Zentrum der Erde darstellen.
Damals wurde der Bau der prächtigen Tempel durch den Gewinn des ausgeklügelten Reisanbaus finanziert. Heute kommt viel Geld durch verschiedene ausländische Projekte der Sanierung zugute.
Die Tour ist nach gut 1,5 Stunden beendet und wir laufen noch etwas Zeit durch den Tempel. Dabei treffen wir auf eine Schar Kinder. Sie schließen Michael gleich ins Herz und messen Ihre Kräfte bei Liegestützen.
Ab jetzt haben wir lediglich unseren Fahrer und ein Buch bei uns. Im Angkor Archeological Park, der sich auf rund 200 Quadratkilometer erstreckt, befinden sich noch einige weitere Tempel. So gehört auch der Angkor Thom dazu. Auf 48 Türmen bekommt man je vier Gesichter zu sehen. Sie beschützen das Universum in die vier Himmelsrichtungen.
Das passiert also mit den Fördergeldern…
Ganz anders und spektakulärer sieht es bei den Bauarbeiten in Ta Keo aus.
Ta Prohm ist der nächste Tempel auf der Liste. Er besticht vor allem durch die Natur, die sich ihren Weg bahnt.
Ohne andere Touristen wäre ich doch fast an diesem Wunder vorbei gelaufen.
Der Tempel Banteay Kdei steht als letztes auf dem Programm.
Nach den vielen Eindrücken gehen wir abends auf der großen Touristenmeile essen und suchen uns die Bar mit dem billigsten Bier. 50 Cent für ein Bier sprechen nicht unbedingt für Qualität. Egal, die Musik ist laut, im Fernsehen läuft ein Fußballspiel der deutschen Nationalmannschaft und der Gruppenzwang ist mal wieder stärker.
Am nächsten Morgen hat sich unsere Gruppe vergrößert und wir fahren mit zwei weiteren Deutschen zum ersten Tempel des heutigen Tages: Pre Rup.
Als nächstes folgt East Mebon. Man erkennt immer wieder sehr gut den symmetrischen Aufbau, einen in vier Quadrate unterteilten Grundriss jedes Tempels . Im Hinduismus wird die Zahl vier absoluter Vollkommenheit gleichgesetzt.
Ta Som folgt als nächstes.
Erst vor 150 Jahren wurden die gesamten Tempelanlagen Angkors entdeckt, bevor sie knapp 500 Jahre zuvor von den Khmern verlassen wurden. Kein Wunder, dass da nicht mehr jeder Stein über dem anderen steht und die Natur sich ausgebreitet hat. Das tropische Klima tut ihr übriges.
Der Neak Pean ist ein für mich weniger spektakulärer Tempel. Dafür sieht der Weg dahin sehr interessant aus.
Der letzte Tempel für den heutigen Tag ist Preah Khan.
Die lange Bauzeit und die unterschiedliche religiösen Einflüsse erkennt man unter anderem auch an den Reliefs. So wurden im 13. Jahrhundert hinduistische Tempel in buddhistische umgewandelt, indem man beispielsweise die Beinposition der Gottheiten veränderte.
Es gibt noch unzählige weitere Tempel, doch die touristisch am stärksten erschlossenen sollen auch für uns ausreichen. Der Fahrer bringt uns noch zu einem Aussichtspunkt, an dem eine begrenzte Zahl an Touristen den Sonnenuntergang anschauen darf. Um eines der Bändchen zu bekommen, sind wir dementsprechend zeitig da und warten mit wild fotografierenden Asiaten und dutzenden anderen Touristen vergebens auf einen rot eingefärbten Himmel.
Wenn es schon nicht mit einem farbenprächtigen Sonnenuntergang klappt, hoffe ich wenigstens auf einen tollen Sonnenaufgang. Naja, es wird immerhin hell, nachdem ich viel zu zeitig im Dunkeln das Hostel verlassen habe…
Ich schlendere erneut durch den Tempel. Doch irgendwie will ich mich nicht mehr so richtig dafür begeistern.
Eine kurze, aber intensive Zeit in Kambodscha geht zu Ende. Viele Backpacker erzählen mir von ihren Erfahrungen und Plänen in Kambodscha. Es scheint noch viel mehr zu sehen zu geben, aber ich habe darauf keine Lust (und Zeit) mehr und fahre zurück nach Bangkok.