Um die Landschaft der Anden zu genießen und nicht mitten in der Nacht anzukommen, musste ich zeitig aufstehen um nach Chachapoyas zu kommen.
Im Bus sah ich zwei Latinos bereits zum dritten Mal innerhalb von 24 Stunden und kam beim Mittag mit ihnen ins Gespräch. Juan ist Peruaner und ursprünglich aus Lima, Javier kommt aus Kolumbien. Im Chachapoyas Backpackers Hostel (sehr schönes und familiäres Hostel, was ich wärmstens weiterempfehlen kann) teilten wir ein Zimmer und stellten fest, dass wir ähnliche Pläne für die nächsten Tage haben, weshalb ich mich den beiden anschloss. Juan reist sehr gern und kennt sich in seinem Land sehr gut aus (wenn ich wieder in Deutschland bin, möchte ich definitiv mehr unterwegs sein, um mein Heimatland kennenzulernen). Dank dieser Tatsache hatte ich das beste Chaufa (typisches Reisgericht in Peru, mit oder ohne Fleisch) meiner bisherigen Reise zum Abendbrot.
Danach schlenderten wir noch zum Plaza de Armas (von der Stadt habe ich keine Fotos, da die Spanier mit dem einzigen Bauplan, den sie besaßen, jede Stadt gleich aussehen lassen), weil ein Fest mit Live-Musik auf dem Programm stand. 19 Uhr sollte es beginnen, jedoch war vor 22:30 Uhr nix los, weshalb ich mal wieder ein örtliches Bier testete und im Vergleich zum deutschen enttäuscht wurde. Die Musik beschränkte sich dann leider alles auf peruanische Cumbia, jedoch ließ das die Hüften der Zuhörer kreisen.
Am nächsten Morgen ging es nach Kuelap, eine der beeindruckendsten Ruinen aus der Präinka-Zeit.
Die Gebäude sind besonders durch ihre runde Form gekennzeichnet und grenzen sich von den rechteckigen Gebäuden aus der Inka-Zeit ab.
Verziert sind sie mit verschiedenen Motiven, die das Auge des Pumas, des Krokodils oder auch Schlangen darstellen. Die Unterteilung in Himmel, Erde und Unterwelt ist ebenfalls sehr wichtig und wird durch drei Linien oder die Farben weiß, rot und schwarz dargestellt.
Bei einigen Gebäuden sind sich die Archäologen über ihren Nutzen nicht einig und auch jeder Reiseleiter erzählt etwas anderes…
Etwas abseits vom Massentourismus ging es am nächsten Morgen gegen 5 Uhr vom Hostel Richtung Busbahnhof los, um zu dem dritthöchsten Wasserfall der Welt, nach Gocta, zu fahren. Juan hatte für 6:30 Uhr eine Mitfahrgelegenheit in das Dorf San Pablo organisiert, wo wir allerdings erst einmal hin mussten. Einen festen Fahrplan gibt es bei den Colectivos nicht. Gestartet wird, wenn es voll ist und das kann man im Voraus nicht wissen. Mit ein bisschen Verspätung kam dann auch unser bestelltes Taxi, was jedoch schon mit drei Leuten (inkl. Fahrer) besetzt war. Ich dachte ja in meiner deutschen Naivität, dass die zwei aussteigen, aber weit gefehlt. In einen normalen Kombi passen mindestens 7 Leute bequem rein und im Kofferraum hat dann noch der Großeinkauf für die ganze Familie Platz 🙂
Nachdem wir unseren Eintritt gezahlt hatten, fand ich mich zum Frühstück in der Küche einer Familie wieder, da im Speiseraum kein Platz mehr war. Mit Yuka und Ei im Magen ging es dann los, vorbei an Kaffeeplantagen, Felsmalereien und wunderschöner Landschaft.
Wie bereits erwähnt, ist die Naturheilkunde hier sehr verbreitet und wird ebenfalls immer an die nächste Generation weitervermittelt.
Der Wasserfall ist insgesamt 771 m hoch.
Nisperos
Die Nacht verbrachten wir dann mitten im in der Natur bei einem Ehepaar, was Juan von früheren Ausflügen kennt.
Begrüßt wurden wir von Reynilda und Bernardo mit einer Art Federweißer aus Zuckerrohr – Huarapo genannt. Sehr lecker, allerdings auch mit durchschlagender Wirkung… 😉 In der Hängematte von Juan verbrachte ich dann eine (dank sternklarem Himmel) sehr kalte Nacht. Leider habe ich keinen Schlafsack mit und so zog ich meine Thermosachen und auch alles andere an, was ich für den Ausflug eingepackt hatte. Hercules, der Hund der Familie, beschützte mich vor Affen, die allerdings eher an den Früchten der Bäume interessiert waren.
Am nächsten Morgen wollten wir in der Dämmerung auf dem Weg zum unteren Teil des Wasserfalls Tiere beobachten, die versteckten sich jedoch. Zum Trost gab es Juanes. Eine Masse aus Reis und diversen Gewürzen, die mit dem am Vorabend geschlachteten Hühnchen gefüllt und im Maisblatt gekocht wurden. (Die Bilder sind aus der Küche des Hostels, Fliesen gab es bei den beiden in der Küche keine…)
Dank meiner roten Wangen bekam ich dann von Reynilda neben „Rubia“ (die Blonde) auch noch den Spitznamen „Pukasha“ (auf Quechua bedeutet Puka rot und Pukasha ist eine Verniedlichung).
Auf dem gesamten Rückweg begleitete uns Hercules bis zum Taxi, was uns auf die Straße Richtung Chachapoyas brachte.